H. Meyer: Geschichtsunterricht. Eine praxisnahe Einführung

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Titel
Geschichtsunterricht. Eine praxisnahe Einführung


Autor(en)
Meyer, Helmut
Erschienen
Zürich 2014: episteme.ch
Anzahl Seiten
256 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Helene Mühlestein

Diese didaktische Einführung in den Geschichtsunterricht wurde von Helmut Meyer, langjährigem Mittelschullehrer und emeritiertem Dozent für Fachdidaktik Geschichte an der Universität Zürich, verfasst. Das Buch richtet sich vor allem an angehende Geschichtslehrende der Gymnasialstufe, aber auch erfahrene Lehrpersonen werden die eine oder andere Anregung mitnehmen können.

Die Einführung von Meyer umfasst vier Teile: Der erste Teil mit dem Titel Zwischen Pädagogik und Geschichtswissenschaft führt in die Geschichte der Pädagogik und in die Arbeit des Historikers ein. Des Weiteren wird das Schulfach Geschichte zwischen diesen beiden Disziplinen verortet. Dieser erste Teil holt sehr weit aus und reicht thematisch von der Entwicklung der allgemeinen Didaktik bis hin zu den Methodenwerkzeugen der Historiker. Das sind grosse Themen für etwas mehr als fünfzig Seiten, und dementsprechend fehlt hier nicht nur Tiefe, sondern es bleibt nach der Lektüre auch die Frage offen, ob die Behandlung der allgemeinen Didaktik oder die Methoden der Historiker in einer didaktischen Einführung in das Metier des Geschichtsunterrichts wirklich notwendig sind.

Im zweiten Teil Ziele und Mittel geht Meyer einerseits auf die Lern- und Kompetenzziele des Schulfaches Geschichte ein, andererseits auf die verschiedenen Medien, die im Geschichtsunterricht eine Rolle spielen. Er präsentiert eine breite Medienvielfalt für den Geschichtsunterricht, die neben den schriftlichen Quellen auch Karten, Filme oder Tondokumente umfasst. Im Bereich der Lern- und Kompetenzziele liegt sein Fokus auf der Lernzielorientierung, die er auch mit praktischen Beispielen anreichert und so anschaulich vermittelt, auf welche Weise mit Lernzielen im Geschichtsunterricht gearbeitet werden kann. Der neueren Tendenz der Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht widmet Meyer nur ein Unterkapitel, in dem er diese ausserdem auch sehr kritisch hinterfragt. Somit schwimmt er deutlich gegen den Strom der aktuellen Geschichtsdidaktik, die der Kompetenzorientierung einen hohen Stellenwert beimisst.

Der dritte Teil Unterricht behandelt verschiedene methodische Formen für das Schulfach Geschichte. Dieser Teil überzeugt durch die kurze und knappe Darstellung zahlreicher Methoden, welche die kreativen Möglichkeiten, die einer Geschichtslehrperson zur Verfügung stehen, in ihrer Vielfalt aufzeigt. Meyer Beschreibt nicht nur die einzelnen Lernformen, sondern zeigt auch Vor- und Nachteile für Lehrende und Lernende in der Praxis auf. Schön ist, dass das Buch neben klassischen Methoden wie dem fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch Oder der Gruppenarbeit auch speziellere Lernformen vorstellt, die gerade den Geschichtsunterricht bereichern wie beispielsweise die Geschichtswerkstatt, Simulations- oder Rollenspiele und Oral History.

Helmut Meyers Werk zeugt von viel Erfahrung im praktischen Geschichtsunterricht. Vieles kommt einem als Lehrperson bekannt vor: Das Buch arbeitet mit Beispielen von Bildern und Quellen, die zur Standardausrüstung jeder Geschichtslehrperson gehören, und es nimmt Probleme auf, die man aus der eigenen Lehrerfahrung kennt. Gleichzeitig verweist es in den einzelnen Kapiteln auf jeweils weiterführende und vertiefende Literatur zu den Themen, die in Kästchen am Rand notiert ist. Das Buch bietet einen guten ersten Überblick über die vielfältige Unterrichtstätigkeit einer Geschichtslehrperson. Positiv hervorzuheben ist auch, dass mit diesem Buch nun ein Werk auf dem Markt erschien, das sich spezifisch auch auf die schweizerische Situation des Geschichtsunterrichts am Gymnasium bezieht und mit entsprechenden Beispielen von Lehrplänen und anderen Dokumenten arbeitet.

Die ausgewiesene Referenz auf die Praxis lässt aber im Gegenzug oft die Rückbesinnung auf theoretische Konzepte in Bezug auf Historisches Lernen und eine breitere Behandlung aktueller Diskussionen, wie die Kompetenzorientierung, vermissen, die andere, ebenfalls in den letzten Jahren erschienene geschichtsdidaktische Einführungen für den praktischen Unterricht aufnehmen und auch in der aktuellen Lehrerbildung eine Rolle spielen sollten. So bedienen der Wegweiser Geschichtsdidaktik von Ulrich Baumgärtner, die Geschichtsdidaktik von Nicola Brauch und die Geschichtsdidaktik von Hans-Jürgen Pandel auch klarer als Meyer die Schnittstelle zwischen aktuellen geschichtsdidaktischen Erkenntnissen und dem praktischen Geschichtsunterricht.1

1 Ulrich Baumgärtner, Wegweiser Geschichtsdidaktik. Historisches Lernen in der Schule, Paderborn 2015; Nicola Brauch, Geschichtsdidaktik, Berlin/Boston 2015; Hans-Jürgen Pandel, Geschichtsdidaktik. Eine Theorie für die Praxis, Schwalbach/Ts 2013.

Zitierweise:
Helene Mühlestein: Rezension zu: Helmut Meyer, Geschichtsunterricht. Eine praxisnahe Einführung, Zürich: episteme.ch, 2014. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 66 Nr. 3, 2016, S. 502-503.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte Vol. 66 Nr. 3, 2016, S. 502-503.

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